Szenografie

»Das spannende an der Arbeit hier war für mich, dass die Herangehensweise ganz anders war als sonst. Normalerweise hat man einen Stoff, und dann entwickelt man dazu ein Konzept und Bilder. Hier hatten wir als Grundlage hingegen nur ein Thema und eben den Ort. Regie und Dramaturgie entwickelten dann aus ganz vielen gesammelten Materialien ein Stück, und ich als Bühnen- und Kostümbildner gab dann meine Assoziationen dazu hinein. Es entstanden viele Bilder und Symbole in unserer gemeinsamen Arbeit, und daraus kristallisierte sich dann erst Stück für Stück ein konkretes szenografisches Konzept heraus – ein Konzept, das nicht auf einer klassischen Bühne realisiert wird, sondern das sich als musiktheatrale Installation durch verschiedene Räume und Gänge der Klosteranlage erstreckt, durch die das Publikum im Laufe der Aufführung durch die Darsteller:innen geführt werden.

Wir beginnen im Honorine-Saal, dem ehemaligen Speisesaal, und befinden uns in einer Nachkriegs-Trümmerlandschaft. Da eine Spurensuche und eine Erinnerungsreise einer Frau, die ihren Geliebten sucht, erzählt wird, haben wir die Möglichkeit, in ganz unterschiedliche Settings und in verschiedene Atmosphären einzutauchen. Im zweiten Raum des Abends, der historischen Küche, finden sich die Figuren beispielsweise in einem Naturidyll wieder, das ein glückliches Leben eines jungen Paares zeigt, das dann jedoch durch Krieg entzweigerissen wird. Der dritte Raum ist der Luftschutzkeller, in dem ca. 500 Schutzsuchende den 16. März 1945 überlebt haben. In diesem ist eine Installation aus Koffern aufgebaut – eine authentische Sammlung, ermöglicht durch die Würzburger Bürger:innen, die uns ihre Koffer zur Verfügung gestellt haben. Die Koffer stehen für die vielen verschiedenen Schicksale, die durch Kriege beeinflusst werden, deren Erinnerungen und Lebensgeschichte. Bei der Rückkehr aus dem Luftschutzkeller heraus, wieder in die historische Küche hinein, hat sich diese komplett verwandelt: Wo vorher alle begrünt war und blühte, ist nun alles Leben ausgelöscht und blankes, hartes Metall dominiert den Raum.« (Thorben Schumüller, Bühnen- und Kostümbildner)